Es ist beschämend!

Der BDKJ-Diözesanvorstand Köln kritisiert den Umgang des Erzbistums mit den Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der Kirche.

In der aktuellen Diskussion um die Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der Münchner Kanzlei 
Westpfahl, Spilker und Wastl war und ist für uns die Perspektive der Betroffenen besonders 
wichtig. Nach einem persönlichen Gespräch mit einem Vertreter des Betroffenenbeirats wollen 
wir nicht länger schweigen.

„Es ist beschämend, dass Erzbischof Woelki und Generalvikar Hofmann innerhalb eines Jahres 
durch ihr Handeln das Vertrauen vieler Betroffener von sexualisierter Gewalt in der katholischen 
Kirche erneut zerstört haben“, erklärt Volker Andres. Seit der unklaren Verschiebung der Veröffentlichung im Frühjahr wurden die Betroffenen im Beirat nicht mehr in das weitere Vorgehen 
des Bistums eingebunden. In der Sitzung am 29.10.2020 wurde der Betroffenenbeirat schließlich 
ohne eine Vorbereitung mit dem schon lange in Auftrag gegebenen Gegengutachten und einem 
massiven Aufgebot von „beratenden Expert*innen“ konfrontiert. Prof. Dr. Gercke war zu dem 
Zeitpunkt auch schon mit der Neufassung der Studie beauftragt. Durch dieses Vorgehen wurde 
der Betroffenenbeirat bei seiner Entscheidung zeitlich und persönlich massiv unter Druck gesetzt.

„Unabhängig von der letztlichen Entscheidung, das Gutachten von Westpfahl, Spilker und Wastl 
nicht zu veröffentlichen, ist ein solcher Umgang mit den Betroffenen rücksichtslos und unbarmherzig“, kritisiert Annika Jülich, „denn auf diese Weise werden die Betroffenen durch Vertreter*innen der Kirche erneut und immer wieder schwer verletzt.“

Ein rechtssicheres Gutachten ist zwar erstrebenswert, aber viel entscheidender ist es, dass endlich die Fakten öffentlich gemacht werden, welche Fehler sowohl im Umgang mit den Opfern 
von sexualisierter Gewalt als auch mit den Tätern gemacht wurden und wer dafür Verantwortung getragen hat.

„Denn die systemischen Ursachen des kirchlichen Versagens führen auch heute noch zu schweren Fehlern“, erklärt Volker Andres. Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch werden Gemeinden 
nicht ausreichend informiert und Betroffene werden noch immer als ungebetene Bittsteller*innen behandelt. Der Betroffenenbeirat wird in den Umgang mit vielen Fällen überhaupt nicht 
eingebunden. Als Vertreter*innen von Kindern und Jugendlichen wollen wir niemanden in einer 
verantwortungsvollen Position in der katholischen Kirche sehen, der das Vertrauen so vieler 
erschüttert hat und nur zum Schutze der Institution Kirche die Opfer sexualisierter Gewalt allein 
gelassen hat. Die Konsequenzen, die ursprünglich aus den Erkenntnissen der in Auftrag gegebenen Missbrauchsstudie gezogen werden sollten, müssen jetzt endlich umgesetzt werden. „Hierarchische Machtstrukturen müssen abgebaut und eine wirksame Machtkontrolle auf allen Ebenen eingesetzt werden, sodass ein strukturelles Versagen zukünftig von vornherein ausgeschlossen werden kann“, so Andres weiter.

Die Prävention sexualisierter Gewalt in der Kirche und Intervention bei auftretenden Fällen ist 
kein Thema der Vergangenheit und wird es auf absehbare Zeit auch nicht werden. Bei der Aufarbeitung und im Umgang mit aktuellen Fällen muss jetzt konsequent und transparent gehandelt 
werden.

 

 

 

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